Kyle und Hailey

Hailey:
Ich wanderte durch die Gänge des Hauptquartiers der Ferox und blickte mich um. Höchstwahrscheinlich war ich die Einzige die hier sich nicht zurecht fand, denn wirklich jeder Gang glich, aus meiner Sicht, dem Anderen.
Meine Füße führten mich nach rechts und mein Blick schweifte durch die Gegend bis ich eine geöffnete Tür entdeckte. Aus dem Raum drangen stimmen und dumpfe Schläge, welche mir wohl anzeigten, dass ich hier richtig war. Im Trainingsraum.
Heute war unser erstes richtiges Training und ich hatte mich schon seelisch darauf vorbereitet damit nicht zurecht zu kommen und ausgelacht zu werden. Bei den Candor hatte man nie eine Möglichkeit wirklich zu trainieren, geschweige denn seine Strategien zu verbessern.
Einen kurzen Blick hielt ich inne und sah auf den Boden. Was wenn sie mich alle nicht leiden konnten? Oder mich verprügelten? Zweifel stiegen mir auf, was eher selten für mich war. Ich war zwar selten fest entschlossen von meinen Entscheidungen, aber so mulmig war mir noch nie. Dies hier sollte schließlich mein Leben entscheiden und was wäre, wenn ich es nicht schaffen würde? Nie fand ich es als besonders wichtig, dass mich die Leute leiden konnten. Doch hier war das anders, ich wollte Freunde. Sie könnten mir wohlmöglich helfen hier das zu schaffen, denn Feinde würde ich bei den Ferox sicher genug finden.
Ich fuhr mir durch mein braunes langes Haar und hob wieder den Blick, langsam betrat ich den Raum und sah mich um. Eigentlich hatte ich mir gedacht, dass ich zumindest hier keine Gruppen finden würde, doch genau das sah ich. Die Leute von den Altruan standen zusammen, was ja nicht viele waren, dann die von den Candor und so folgte jede Fraktion. Sie murmelten leise, sahen die anderen böse an und ich hastete schnell zu den Candor. Die Candor waren dafür bekannt, dass sie lästerten und den neusten Tratsch heraus brachten und so auch jetzt. Sie fanden sogar hier Gesprächsstoff um andere aufzuziehen. Die eine von den Altruan hatte hässliche Haare, ein anderer von den Ken hatte angeblich einen kleinen Sprachbauch und so fanden sie an jedem in diesem Raum einen Fehler. Natürlich außer an sich selbst, schließlich sahen sie sich immer sehr perfekt an.
Jedoch konnte ich mir nicht weiterhin diese Gespräche geben, das war einfach zu viel für meine Nerven und ich wandte ihnen den Rücken zu. Das sollten eher nicht meine Freunde werden, hatte ich für mich beschlossen. Aber eigentlich hatte ja schon jeder seine „Verbündeten“, wo sollte ich da noch hin? Doch dann entdeckte ich einen Jungen, er war von den Amite und stand da relativ alleine. Es gab wohl kaum Amite die sich für das Gegenteil entschieden, aber er anscheinend schon.
Der Junge war groß gebaut und in den schwarzen Klamotten die er trug, sah er sogar nett aus. Die meisten hier, sahen nicht so nett oder so gut aus. Manche hatten Narben über das ganze Gesicht, andere wirkten in ihrer Kleidung unfreundlich oder sahen nicht zufrieden damit aus und standen mit gebücktem Kreuz da. Doch nicht er, obwohl er alleine da stand, sah er gar nicht so einsam aus.  
Aus einem Grund, der mir nicht geläufig war, führten meine Füße mich zu ihm und ich sah ihm in die Augen. „Hey. Sind keine anderen von den Amite hier? Oder kommen die erst noch?“,fragte ich ihn interessiert und biss mir auf die Lippe. Wieso überhaupt musste ich ihn ansprechen? Das war gar nicht meine Art, besonders nicht bei Leuten von den Amite. Sie waren nicht meine Lieblingsfraktion, da ich diese dauerhafte Fröhlichkeit und Nettigkeit nicht ertragen konnte. Sie verschlossen ihre Augen vor der Realität und waren naiv. Aber da er jetzt hier war, musste ja bedeuten, dass er nicht wie sie war. Doch meine Vorurteile waren stärker als unvoreingenommen zu bleiben.